29. April 2014

Unsere Kandidat_innen stellen sich den Fragen des AStA



Unsere beiden studentischen Kandidat_innen Zoe Mayer (18) und Joschua Konrad (22) haben sich den Fragen des KIT-AStA gestellt.
Zoe studiert Wirtscahftsingenieurwesen im zweiten Semester und ist die jüngste Kandidatin, die dieses Jahr der Liste für die Gemeinderatswahlen antritt – auf Platz 7 der Liste der Grünen. Nach ihrem Abschluss möchte sie in der Erneuerbaren Energienbranche arbeiten. Auch die kommunale Energiewende ist ihr darum ein Grundanliegen, das sie im Gemeinderat voranbringen will. Ihr zweites Herzensthema ist der Tierschutz in Karlsruhe.
Joschua Konrad studiert Maschinenbau im sechsten Semester und kandidiert für die Grünen auf Platz 8 der Liste zur Gemeinderatswahl.
Seine politischen Schwerpunkte sind Finanzen, Soziales und Jugend. Daneben ist er Mitglied der IG Metall und der Gewerkschaftlichen Studierendengruppe Karlsruhe.

Die Fragen des AStA und die Antworten aller studentischer Kandidat_innen werden auch auf der AStA-Homepage veröffentlicht.

Warum hälst du es für wichtig, dass Studierende am 25.Mai zur Wahl gehen?

Zoe Mayer: Für die Kommunalwahlen gilt wie für jede andere Wahl – wer nicht wählen geht, verschenkt seine Stimme und muss sich mit der Wahl anderer abfinden. Kaum eine Entscheidung betrifft uns jedoch so unmittelbar wie die des Gemeinderats, denn sie gestalten die Stadt, in der wir leben.
In Karlsruhe gibt es knapp 40 000 Studierende, was einen Anteil von fast 15% der Karlsruher Bevölkerung ausmacht. Studentinnen und Stundenten prägen unser Stadtbild wie kaum eine andere Bevölkerungsgruppe und sind momentan trotzdem nicht im Gemeinderat repräsentiert. Dabei kann unsere Stadt für junge Menschen noch viel tun: Vom Ausbau des Fahrradverkehrs oder der Erschließung von günstigem Wohnraum bis zur Schaffung von neuen Freizeitmöglichkeiten (z.B. Grillmöglichkeiten in öffentlichen Parkanlagen).

Joschau Konrad: Gerade in einer Großstadt wie Karlsruhe sind die Gestaltungsmöglichkeiten der Kommunalpolitik größer als man denkt.
Zum Beispiel ein landesweites Semesterticket ist abhängig von der Zustimmung der Verkehrsverbünde. Auch Wohnraumförderung und die Förderung von Fuß-, Rad- und öffentlichem Personennahverkehr, auf die fast alle Studierenden angewiesen sind, hängen vom Gemeinderat ab.
Damit Karlsruhe ein gutes Wohn- und Studienumfeld für Studierende bietet, müssen sie zur Wahl gehen und entsprechend ihrer Interessen abstimmen.
Auch die europäische Ebene vereint zunehmend Kompetenzen und nimmt Einfluss auf das Leben aller Menschen in Europa. Damit Europa zusammenwächst und demokratischer wird, braucht das Parlament die Legitimation vieler Menschen.

Wie hast du dich bisher für Studierende eingesetzt?

ZM: Da ich gerade einmal mein erstes Semester an der Uni beendet habe, hatte ich noch kaum Gelegenheit mich aktiv in universitätspolitische Prozesse einzubringen.
Da ich allerdings seit knapp 4 Jahren parteipolitisch engagiert bin, habe ich schon viel getan, um junge Menschen politisch zu unterstützen. Dies fängt an bei der Organisation von jungpolitischen Veranstaltungen, bis zur Workshopleitung bei den Karlsruher Schülertagen oder der Teilnahme an Bildungsdemonstrationen. Allgemein lege ich bei meinen Handlungen großen Wert auf den Aspekt der Nachhaltigkeit und Generationengerechtigkeit.

JK: Ich bin Mitglied der Gewerkschaftlichen Studierendengruppe Karlsruhe, die sich unter anderem bemüht, Studierenden Orientierung in Sachen Nebenjobs und Berufseinstieg zu bieten. Außerdem kann man mich, wenn die Zeit es zulässt, auch mal hinter der Theke im AKK antreffen. In meiner Partei setze ich mich außerdem mit campusgrün für die Schaffung einer Zivilklausel, gegen Studiengebühren für Studierende aus dem Ausland und Gebühren auf den Besuch fachfremder Veranstaltungen ein.

In welcher Form möchtest du mit den Studierendenschaften zusammenarbeiten?

ZM: Mir wäre es ein großes Anliegen, mich mit den Studierendenschaften, als repräsentatives Organ der Studierenden, zu vernetzen. Als Studentin im Gemeinderat würde ich mich auch gerne als Ansprechpartnerin für studentische Belange verstehen. In welchem Rahmen Kooperationen stattfinden, hängt selbstverständlich aber auch im großen Maße vom Interesse der Studierendenschaften ab. Eine Möglichkeit sehe ich hierin beispielsweise in regelmäßigen Vernetzungstreffen, um über aktuelle Anliegen informiert zu bleiben und zu informieren.

JK: Ich möchte den Studierendenschaften stets ein offenes Ohr bieten und ihre Interessen in meiner Fraktion vertreten. Bereits vor meiner Kandidatur war ich im Gespräch mit dem AStA, um bei der Erarbeitung des Wahlprogramms zu wissen, wo der Schuh drückt.

Jeder Studierende mit Erstwohnsitz in Karlsruhe bringt ca. 1000 EUR an jährlichen Subventionen in die Stadtkasse. In welche konkreten Projekte sollen diese Mittel fließen? (Ideen wären: Kostenloses Semesterticket, Kitaplätze etc.)

ZM: Selbstverständlich ist es nicht möglich, die erwähnten Subventionen ausschließlich in neue Projekte zu investieren, da sie wie andere Haushaltsposten zum großen Teil der laufenden Finanzierungen dienen und fest einkalkuliert sind.
Einige konkrete Projekte, die mir beispielsweise aber sehr am Herzen liegen sind der bedarfsgerechte Ausbau von Kindertagesstätten, die Sanierung des städtischen Klinikums, eine zentrale Beratungsstelle für Prostituierte, den Neubau des deutlich maroden Hundehauses im Tierheim, die energetische Sanierung von öffentlichen Gebäuden, der weitflächige Ausbau des WLAN Netzes in der Innenstadt und weitere Projekte quer durch die verschiedensten Themengebiete. Verschwenderischen Großbauprojekten, wie der Kombilösung und dem städtisch finanzierten KSC-Stadion stehe ich dagegen kritisch gegenüber, da die kommunale Daseinsvorsorge bei unserem knappen städtischen Haushalt Priorität haben sollte.

JK: Die Stadt soll dem Studentenwerk vergünstigt Raum zur Errichtung weiterer Studierendenwohnheime zur Verfügung stellen. Außerdem sollen Radwege und der öffentliche Personennahverkehr (besonders nachts) ausgebaut werden.
Die Stadt soll Kulturangebote für junge Menschen stärker fördern. Für Studierende (wie auch für Auszubildende) sollen Kitaplätze vergünstigt angeboten werden. Für einkommensschwache Familien (und somit für die meisten Studierenden) sind sie bereits kostenlos. Perspektivisch soll das für alle Kinder gelten.

Wirst du dich für studentische Vergünstigungen in städtischen Einrichtungen einsetzen?

ZM: Als junge Studentin kenne ich das Gefühl sehr gut, knapp bei Kasse zu sein. Besonders bei Studierenden aus finanziell schlechter gestellten Familien ist das Monatsbudget oft sehr beschränkt. Ich halte es deshalb für notwendig studentische Vergünstigungen in städtischen Einrichtungen voranzutreiben, um jungen Menschen den Zugang zu Kultur- und Freizeitangeboten zu erleichtern.

JK: Für mich und für meine Fraktion sind diese Vergünstigungen selbstverständlich. Die Teilhabe einkommensschwacher Gruppen (auch über Studierende hinaus) am gesellschaftlichen Leben ist für mich ein zentraler Punkt in Sachen sozialer Gerechtigkeit.

Wie soll der soziale Wohnungsbau weiter vorangetrieben werden?

ZM: In Karlsruhe bedarf es dringend zusätzlicher Studentenwohnheimsplätze und der Schaffung von bezahlbarem Wohnraum für Studierende. Zusammen mit der Volkswohnung könnte dieses Projekt mit kommunalen Haushaltsmitteln und Finanzmitteln des Landes realisiert werden. Da Wohnraum und Fläche aber ein knappes Gut sind bedarf es auch alternativer Konzepte, um ungenutzte Wohnpotentiale auszuschöpfen. Stichworte hierfür sind „Mehrgenerationenwohnen“ und „integrative Wohngemeinschaften“: Indem ältere Menschen sowie Unterstützungs- oder Pflegebedürftige sich dazu entschließen, Studierende in ihrer Wohnung aufnehmen, erhalten sie zum Beispiel im Haushalt notwendige Hilfen. Junge Menschen haben einen Vorteil durch die Kostenersparnis und wertvolle Erfahrungen im Umgang mit ihren MitbewohnerInnen. Die Stadt Karlsruhe könnte hierbei als Vermittlerin agieren und diese Form der Wohngemeinschaften vorantreiben.

JK: Die grundlegenden Instrumente hat der Gemeinderat mit den Stimmen der GRÜNEN bereits beschlossen. Mit KaWof (Karlsruher Wohnraumförderung) soll u. a. der Bau preisgünstigen Mietwohnraums finanziell gefördert werden. Mit KaI (Karlsruher Innenentwicklungskonzept) werden Bauträger die zukünftig in neugeplanten Wohngebieten bauen möchten verpflichtet anteilig geförderten Mietwohnraum zu bauen.
Die bisherige Höhe der bereitgestellten Haushaltsmittel wird bei weitem nicht ausreichen, um die Lücke im Bereich günstiger Mietwohnungen zu schließen. Daher will ich mich für eine Erhöhung der Haushaltsmittel zur Förderung des sozialen Wohnungsbaus einsetzen.

Wie kann studentischer Wohnraum besser mit öffentlichen Verkehrsmitteln und Fahrradwegen angebunden werden?

ZM: Vorzugsweise sind Wohngelegenheiten für Studierende in der Nähe von öffentlichen Verkehrsmitteln beziehungsweise zentrumsnah zu realisieren. Wenn entsprechende Flächen z.B. im Besitz der Stadt oder des Landes frei werden, sollte vorerst geprüft werden, ob an dieser Stelle studentischer Wohnraum geschaffen werden kann. Die Förderung des Umweltverbundes (zu Fuß-Gehen, Radfahren, ÖPNV) soll weiter gestärkt werden, in dem Wissen dass auch die vielen Studierenden in Karlsruhe zu den starken Nutzern dieser Angebote gehören.

JK: Da die meisten Studierenden gerne zentrumsnah wohnen möchten, versuchen wir gerade dort freiwerdende Flächen umzunutzen. Generell stehe ich, wie alle Grünen, dafür ein, Fuß-, Rad- und öffentlichen Personennahverkehr so gut wie möglich zu fördern. Gerade beim Nachtbus- und -bahnverkehr sehe ich noch starkes Ausbaupotenzial, damit man auch außerhalb gelegenen, günstigen Wohnraum jederzeit sicher erreichen kann.

In einer Stadt mit so vielen Studierenden wie Karlsruhe gibt es auch viel studentische Kultur. Leider werden die Auflagen der Stadtverwaltung seit Jahren immer weiter erhöht. Wie stehst du zur Förderung der studentischen Kultur und was wirst du gegen weitere Auflagen tun?

ZM: Von Seiten des Studentenwerkes gibt es bereits weitreichende Kooperationen mit dem Karlsruher Kulturamt. Weitere Möglichkeiten zu Förderung studentischer Kultur sehe ich zum Beispiel darin, die Anliegen der Studierenden zu sammeln und jährlich an den Kulturausschuss der Stadt zu übergeben, damit immer aktuell über eine optimale Förderung beraten werden kann. Ein Ansatzpunkt, um Barrieren abzubauen wäre ein Runder Tisch zur Entbürokratisierung von Genehmigungsverfahren für studentische Kulturveranstaltungen. Auch sollten Räumlichkeiten hierfür kostenlos oder verbilligt zur Verfügung stehen.
Auflagen, die z.B. Ruhezeiten betreffen sind meiner Meinung nach aus Rücksichtnahme gegenüber der Bevölkerung wichtig. Inwiefern Ausnahmeregelungen genehmigt werden können muss jedoch situativ beurteilt werden.

JK: Kulturförderung muss in meinen Augen vielfältig sein und muss weit über die Förderung prestigeträchtiger großer Einrichtungen hinausgehen. Kleine, junge und studentische Kulturvereine, die auch Abseits sogenannter Hochkultur arbeiten, bereichern in meinen Augen die städtische Kulturlandschaft viel stärker, als z. B. ZKM oder Staaatstheater das tun. Darüber hinaus können so allen Bevölkerungsgruppen Angebote gemacht werden.
Finanzielle und bürokratische Hürden sind für viele dieser kleinen Vereine nur schwer überwindbar. Deshalb müssen diese so weit wie möglich abgebaut werden und im Einzelfall muss eine unbürokratische, schnelle Lösung gefunden werden.

Wie willst du Minderheiten (studentische Eltern, Queers, körperlich oder geistig Benachteiligte, ausländische Studierende usw.) konkret fördern?

ZM: Karlsruhe soll eine Stadt sein, in der sich alle wohlfühlen können. Ein breites Angebot an Kindertageseinrichtungen auch im Bereich unter drei Jahren soll studentischen Eltern im Alltag helfen. Für Menschen mit Behinderung ist es wichtig, Barrieren abzubauen, seien sie baulicher Natur oder im Internetangebot der Stadt. Besonders zur derzeitigen Situation mit vielen Baustellen im Stadtgebiet, muss für körperlich benachteiligten Menschen das Mobilitätstraining der KVV ausgebaut und bekannt gemacht werden. Damit ausländische Studierende sich wohl fühlen und besser in Kontakt zu Deutschen kommen, könnte das Aktivbüro der Stadt Partnerschaften vermitteln, bei denen einheimische und ausländische Studierende ein Tandem bilden, um z.B. den Kontakt mit Behörden und Geldinstituten zu üben.

JK: Die Stadt soll einerseits eine verlässliche Partnerin sein, wenn es um die Unterstützung von Selbsthilfegruppen geht (z. B. durch Bereitstellung von Räumen). Hier können sich „Betroffene“ austauschen und gegenseitig beraten.
Andererseits muss die Stadt in allen Planungen berücksichtigen, dass einige Menschen nicht zur lauten Mehrheit gehören und besondere Bedürfnisse haben. Barrieren kann man z. B. in der Bürokratie abbauen, indem man sprachliche Barrieren abbaut (Übersetzung von Formularen in leichte und andere Sprachen), den Zugang zu bestehender Beratung ermöglicht (z. B. durch barrierefreies Bauen, angepasste Öffnungszeiten) und indem städtisches Personal auf die Bedürfnisse besonderer Gruppen aufmerksam gemacht und dahingehend fortgebildet wird.

Wie wirst du dich für die Gleichbezahlung in städtischen Betrieben einsetzen?

ZM: Auch städtische Einrichtungen sind an Tarifverträge gebunden und dürfen im Prinzip keine Ungleichbezahlung tolerieren. In der Realität ist Ungleichbehandlung aber nicht ausgeschlossen. Ist das Gehalt verhandelbar zeigen Studien, dass Frauen oft schlechter verhandeln und in der Konsequenz schlechter verdienen. Wichtig ist mir die Einsetzung von aktiven Gleichstellungsbeauftragten, die z.B. bei verhandelbaren Gehältern darauf achten, dass Frauen von vorneherein mindestens das Gehalt der männlichen Kollegen erhalten. Auch müssen Frauen stärker in Führungspositionen vertreten sein, um so ihr Ansehen zu steigern und ihr Arbeitsergebnis insgesamt mehr wertzuschätzen. Als gutes Werkzeug zur Frauenförderung sehe ich hier vor allem das Mittel der auf den Betrieb zugeschnittenen Förderprogramme, Quoten in städtischen Betrieben und einer zentralen Beschwerde- und Beratungsstelle.

JK: Die Entgelte die bei der Stadt Karlsruhe gezahlt werden sind im Tarifvertrag öffentlicher Dienst geregelt. In den Städtischen Tochtergesellschaften gelten die jeweils anwendbaren Tarifverträge. Um die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen zu schließen unterstützen wir gezielte Frauenfördermaßnahmen. Erst jüngst hat der Gemeinderat auf Antrag der Grünen beschlossen ein unternehmensübergreifendes Förderprogramm für weiblichen Führungskräftenachwuchs zu initiieren.



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